Argentinien: Schnapsideen in El Chaltén

Tag 103

El Chaltén

Manchmal neige ich zu verrückten und spontanen Ideen, die sich zwar meist als äußerst positiv erweisen, aber wohl trotzdem als Schnapsideen klassifizieren lassen. Mein Ausflug nach El Chaltén ist so eine Idee.

Es gibt zwei lange Wanderungen, einmal zur Laguna Torre (6 Stunden) und einmal zur Laguna de los Tres (8 Stunden). Für Tagestouren wie ich sie mache, wird die nähere Laguna Capri vorgeschlagen (3 Stunden).

Ich möchte allerdings die Laguna Torre sehen, also eine der langen Wanderungen machen und wirklich jeder hat mir davon abgeraten. Wir fahren um 8 Uhr los. Mit ein paar Stopps an Aussichtspunkten sind wir erst 3 Stunden später in El Chaltén. Ein Ranger erklärt erst mal ausgiebig die Wanderwege und Möglichkeiten, bis ich los komme, ist es bereits 11:30 Uhr und um 18 Uhr geht der Bus zurück. 3 Stundend hoch, 3 zurück mit 30 Minuten Aufenthalt an der Lagune, das wird knapp… Ich entscheide erst mal zügig hochzugehen und die Zeit im Auge zu behalten, notfalls umzudrehen. Doch ich komme erstaunlich gut voran. Nach einer Stunde habe ich bereits 5 von 9 km geschafft. Die ersten drei Kilometer waren etwas steil, doch danach geht es flach über Dornebenen mit einer unglaublich tollen Aussicht auf den Cerro Torres, seinen schneebedeckten Hängen und dem vorgelagerten Gletscher. Ich bereue meine Entscheidung zur Wanderung keine Minute. Na ja vielleicht etwas am Anfang im steilen Abschnitt, die Muskeln in den Beinen brennen schon ordentlich und das Tempo ist hoch, schließlich habe ich die Zeit im Nacken. Doch die Aussicht entschädigt einfach für alles. Ich muss anscheinend ziemlich fix unterwegs gewesen sein, ich brauche insgesamt nur 1:39 Stunde, das ist wohl Tagesbestzeit, na ja vielleicht nicht ganz, es waren auch ein paar Jogger noch unterwegs 😀 Nach einer Pause geht es wieder zurück, wieder brauche ich nur 1:47 Std trotz Fotostopps.

 

Als ich im Dorf zurück bin, habe ich noch 2,5 Stunden. Was also machen? Wieso nicht hoch zur Laguna Capri? Von dort hat man angeblich einen tollen Ausblick auf den Fitz Roy. Die zweite Schnapsidee des Tages… Erst mal muss ich den Wanderweg an der anderen Seite der Stadt erreichen. Am Ende verbleiben etwa 1:45 Stunde um die 4 Kilometer hoch und wieder runter zu kommen, wobei 3 Stunden veranschlagt werden sollten. Ich will zumindest losgehen und schauen wie weit ich komme, vielleicht kann ich zumindest einen Blick unterwegs riskieren. Der Fitz Roy ist noch massiver als Cerro Torres nur leider vom Dorf nicht zusehen. Der Weg ist deutlich steiler und anstrengender. Meine Kondition ist im Eimer, die Beine brennen, ich verbrauche meinen kompletten Wasservorrat und komme nur langsam voran. Ich denke ernsthaft übers umkehren nach, es wäre wahrscheinlich auch  vernünftiger gewesen, außerdem habe ich schon die Hälfte der Strecke geschafft. Leider geht der Weg durch den Wald und lässt nach wie vor keinen Blick auf den Fitz Roy zu. Zu meinem Glück wird der Weg flacher und ich komme schneller voran und, was noch viel wichtiger ist, es wird nicht abschüssig, das würde nämlich bedeuten, dass ich auf dem Rückweg wieder hoch müsste. Ich entscheide mich es durchzuziehen auch wenn das bedeutet, dass ich auf dem Rückweg Zeit einholen muss und der Gewaltmarsch geht weiter. Nach 55 Minuten erreiche ich den Mirador Fitz Roy an der Laguna Capri. Ich bin völlig fertig, doch der Blick entschädigt für alles. Majestätisch und unnachgiebig thront  er stolz über allen anderen Gipfeln, während der Gletscher am Fuß des Berges die atemberaubende Kulisse abrundet. Ich treffe zwei Deutsche am Aussichtspunkt, sie schüttelnd nur Lachend den Kopf über meine Dummheit, machen aber netterweise das Andenkenfoto. Ich habe nur kurz da oben, hätte aber Stunden sitzen können.

 

Ich liege wieder einigermaßen in der Zeit zumindest wenn man davon ausgeht, dass bergab schneller geht als bergauf, dennoch sind die verbliebenen 45 Minuten für den Rückweg nicht viel. Es geht in einem dauerlaufähnlichen Trapp bergab. Ich brauche nur 30 Minuten. Damit dürfte ich unfreiwillig wohl ein weiteres Mal die Tagesbestzeit erreicht haben.

Als ich unten wieder ankomme, habe ich noch genau 20 Minuten, um auf die andere Seite des Dorfes zu kommen, wo der Busbahnhof liegt. Das sind weitere 1,7 Kilometer. Diesmal laufe ich langsam und wahrscheinlich etwas steif. Mein Rücken schmerzt, genauso wie meine Hüfte, Oberschenkel und die platten Füße. Ich bin selbst über meine Kondition überrascht, schließlich stehe ich immer noch aufrecht. Auf dem Rückweg habe ich noch Zeit das Souvenir aus Argentinien zu kaufen. Nach dem Tag finde ich es angemessen, dass es aus El Chaltén kommt. Es  wird ein Tuch, bedruckt mit einer Karte auf der die Trekkingwege der Gegend abgebildet sind. An der Information am Bus Terminal gibt es zum krönenden Abschluss noch einen Stempel von El Chalten in den Reisepass, bevor es im Bus drei Stunden zurückgeht.

Die Region ist wirklich der Hammer und jeder der Berge mag, kommt dort auf seine Kosten. Eine Übernachtung dort wäre aber empfehlenswert, denn die Wanderung die ich gemacht habe, möchte ich lieber niemandem empfehlen, das war keine Vernunftentscheidung…

KILOMETER DES TAGES: 30 km

 

KOSTEN

  • Bus: 1600 Pesos (800 Pesos pro Fahrt)
  • Souvenir: 400 Pesos

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